Wilhelm Missal
(-1890)
Amalie Lemke
Jakob Bodemer
Rosalie Stucke
Michael Missal
(1852-1933)
Emilie Louise Bodemer
(1863-1941)

Emil Missal
(1883-1945)

 

Familienverbindungen

Ehepartner/Kinder:
1. Martha Fenske

Emil Missal

  • Geboren: 12 Aug. 1883, Novograd-Volonski, Ukraine
  • Getauft: 12 Aug. 1883, Novograd-Volonski, Ukraine
  • Ehe (1): Martha Fenske am 17 Apr. 1906 in Wlencz, Polen
  • Gestorben: 2 Feb. 1945, Bärwalde, Polen im Alter von 61 Jahren

  Allgemeine Notizen:

Emil Missol, 3. Kind der Eheleute Michael Missal und Emilie, geb. Bodemer, wurde am 12. August 1883 in Helenowka in Wolhynien geboren. Da er sehr begabt war, sollte er wie sein Vater Lehrer werden. Als 16jähriger wurde er Schüler des deutschen evangelischen Lehrerseminars in Warschau. 3 Jahre später bestand er seine Abschlussprüfung und zog 1902 als Lehrer nach Wlencz (Lentzen) im Kreise Lipno. Da er noch so jung war und sein Arbeitsplatz so weit von Hause entfernt war, kam sein jüngerer Bruder Adolf mit nach Wlencz.
Dieses Weichseldorf, das seit mehr denn 200 Jahren von deutschen Kolonisten besiedelt war, sollte nun für viele Jahre sein Arbeits- und Betätigungsfeld werden. 5 Jahre lang führte er ein Junggesellendasein.
Da bei der Schule auch Schulland war, hatte er auch ein Kuh. In der Milch, die er im Schrank aufgestellt hatte, sind manchmal - das später noch manchmal erzählt wurde - Mäuse ertrunken.
Anders wurde es in seinem Haushalt, als er 1906 seine ehemalige Schülerin aus Kurinynowo Martha Fenske heiratete. 4 Kinder wurden dann im Schulhause in Wlencz geboren: Eugen - 20.10.1907; Melitta - 10.6.1909; Guido - 30.3.1911 und Emil - 6.3.1913.
Obwohl Wlencz ausschliesslich von deutschen Bauern bewohnt war, musste in der Schule - so wollte er der russische Staat - russisch unterrichtet werden. Als Lehrer genoss er ein sehr grosses Ansehen.
Das Amt des Lehrers war, wie in allen deutschen Siedlungsdörfern, stets mit dem Amt des Kantors verbunden. Sonntag für Sonntag hielt er im Betsaal, der mit der Schule und der Lehrerwohnung in einem grossen Holzhause untergebrachct war, Lesegottesdienste. Die Gemeinde kannte es nicht anders und sie kam. Stets waren alle Bänke bis auf den letzten Platz besetzt, wobei die Männer getrennt von den Frauen sassen und die Burschen getrennt von den Mädchen.
Ausser den Gottesdiensten vollzog er alle Taufen, die Beerdigungen und hielt den Konfirmandenunterricht. Brautpaare fuhren zur Trauung ins Pfarramt nach Ossowka. Der Pastor kam jährlich nur 2 mal in ein Kantorat, im Frühjahr zur Konfirmation und dann noch im Herbst.
Sein Aufgabenbereich war aber noch viel weiter. Da er handwerklich sehr geschickt war - alle Möbel hat er sich selber gebaut - wurde sein Können von den Bauern viel in Anspruch genommen, alle kaputten Uhren wurden zu ihm gebracht und er hat sie repariert. Der Lehrer wurde auch geholt wenn Menschen krank waren und er wurde geholt, wenn das Vieh im Stall krank wurde.
Es bestand eine sehr gute Gemeinschaft zwischen Lehrer und Gemeinde. An jedem Sonntag Nachmittag wurde mit der ganzen Familie bei einem der Bauern Besuch gemacht. Erst nach dem Essen am Abend wurde der Besuch beendet.
1914 brach der 1. Weltkrieg aus, der auch manche Not über das Weichseldorf brachte. Schon 1915 marschierten deutsche Soldaten durchs Dorf. 2 Feldgendarmen wurden beim Bauern Lang einquartiert, die den Schmuggel unterbinden sollten. Zu beiden Gendarmen bestand ein gutes Verhältnis. Beide assen täglich Mittag im Schulhause. Beide haben später auch geholfen Korn in einer Kaffemühle zu Mehl zu mahlen, damit Brot gebacken werden konnte. Das Tun war verboten, aber sie haben mitgemacht1919 kamen die Polen ins Land. Aus einem russischen Lehrer, der vorübergehend Deutscher Lehrer geworden war, wurde nun ein polnischer Lehrer. Jetzt galt es umzudenken und nach anderen Richtlinien zu unterrichten. Der polnischen Sprache nur wenig mächtig, musste der Unterricht zur Qual werden.
Inzwischen waren die Kinder herangewachsen und mussten zur höheren Schule. Thorn war polnisch geworden und hatte ein deutsches Gymnasium. Erst zogen Eugen und Melitta los, später auch Guido. Nur zu den grossen Feiertagen und zu den grossen Ferien gab es eine Heimreise.
Die Kinder im Gymnasium waren 1924 der Grund zur Umsiedlung von Wlencz nach Bososowka. Von hier aus konnte man mit der Bahn täglich die Schule in Thorn erreichen auch wenn der Weg zum Bahnhof nach Lubicz weit und anstrengend war. Nun musste auch Emil, der Jüngste, nach Thorn zur Schule.
Auch in Bososowka war sehr schnell ein herzliches Verhältnis zwischen Lehrer und Gemeinde vorhanden. Trotzdem war der Aufenthalt in Bososowka nur sehr kurz. Durch die Intrige polnischer Lehrer kam eine Zwangsversetzung zunächst zurück nach Wlencz, dann aber nach Skosypkowo.
Auch in Skosypkowo verlief die Arbeit wie in den Dörfern vorher als Lehrer und Kantor. Auch hier war ein gutes Verhältnis zur Gemeinde. Schlagartig aber wurde es anders, als der grösste Teil des Dorfes, unzufrieden mit Pastor Lewandowski iin Ossowka, sich von der Kirche trennte und sich einer Freikirche anschloss. Es gab nun viel Unruhe und Zank im Dorfe. Die kirchliche Gemeinde war sehr klein, trotzdem wurde der sonntägliche Predigtgottesdienst regelmäßig gehalten.
Eine Wende gab es auch in schulischer Hinsicht. Der polnische Staat verlangte von allen älteren Lehrern eine Nachprüfung. Diese Prüfung war zu schwer und darum erfolgte 1939 eine vorzeitige Pensionierung.
Ohne von dieser Pensionierung schwer betroffen zu sein, wurde der Umzug nach Leibitsch in das von Gastwirt Toher gekaufte Haus vorbereitet und durchgeführt.
Viel Arbeit musste in diesem Hause geleistet werden, um es zu einm wohnlichen Hause umzubauen.
Der Umbau ist nie vollendet worden.
Im September 1939 brache der zweite Weltkrieg aus. Schon am Nachmittag des 1. September erfolgte die Internierung durch polnische Polizei. Von Thorn ging dann der Todesmarsch nach Warschau, auf dem Unzählige umgebracht worden sind. Aus dem Gefängnis durch deutsche Truppen befreit, kam Vater auf Umwegen über Breslau, zum Skelett abgemagert, wieder nach Leibitsch zurück. Kam dass er sich erholt hatte, wurde er wieder Lehrer, diesmal in der Kreisstadt Lipno. Hier gab es dann noch einige wenn auch arbeitsreiche doch schöne Jahre. Neben der Arbeit des Lehrer wurde ihm die Leitung der Kirchenbuchstelle übertragen. Viele Urkunden mussten zur Ahnenforschung ausgeschrieben werden. Ausserdem wurde er Vorsitzender des Kreisimkerverbandes. Diese Arbeit hat im Spass gemacht, da er überall wo er war seine Immen betreut und gepflegt hat. Auch sonst hatte er in dieser Zeit noch manche Freude. Eugen war Kaufmann geworden und besass in Bromberg eine Samengrosshandlung. Melitta hatte einen Lehrer geheiratet - Bruno Hirsch. Beide unterrichteten ebenfalls in Lipno. Guido war nach der Entlassung von Pastor Lewandowski durch deutsche Behörden, Pastor in Ossowka geworden. Emil, der in Diepoldswalde in Sa [?] noch vor dem Kriege eine Schule über das Müllereiwesen absolviert hatte, arbeitete in der grossen Mühle in Leibitsch und bewohnte das gekaufte Haus dort. Als Kriegsversehrter war er aus der Wehrmacht entlassen worden.
1945 wurde dann alles anders. Mitte Januar erfolgte vor den herannahenden Russen die Evakuierung sämtlicher Deutschen. Es entstand eine Tragödie ohne Ende.
Bruno, Melittas Mann, Guido, Eugen waren Soldat. Mutter, Melitta und deren Kind Dagi verliesen Lipno mit dem Zuge. Der Vater wollte zusammen mit Emil im Pferdetreck ihnen nachfahren. Bei der Tanke [?] im Posenschen wollte man sich treffen.
Alles kam anders. Die Russen rückten schneller vor als man für möglich hielt. Die Brücken wurden gesprengt, die Strassen waren verstopft und so kam es, dass Vater und Mutter sich nicht mehr gesehen haben.
Bis Bärwalde in Pom. ist der Treck gekommen. Die Not unterwegs war sehr gross. Es war sehr kalt. Es gab kaum was zu essen und da Vater schon längere Zeit ein Magenleiden hatte, konnte er die Strapatzen nicht überstehen. Am 2. Februar ist er in Bärwalde gestorben. Emil war bei ihm und zusammen mit einigen Soldaten hat er ihn zu Grabe getragen. Ein Baptistenprediger hat ihn, den Toten, eingesegnet. Hier endete ein langer, sehr abwechslungsreicher Weg. Hier ging ein Leben zu Ende ein Leben eines Menschen, der stets für andere da war. Niemand hat sein Grab gepflegt, niemand wird es je finden. Unter der Linde in Wlencz wollte er seinen letzten Schlaf schlafen. In einem unbekannten Lande ruht er, bis ihn der Herr Christus auferwecken wird. Gott gebe ihm die ewige Ruhe.

Wenn bei Emil und Martha Missal die Kinder Geburtstag hatten, wurde ein Kranz aus Blättern geflochten, aufs Bett gelegt (zu Tante Melittas Geburtstag ein Kranz aus Kastanienblättern). In diesen Kranz lagen die Geburtstagsgeschenke; die Jungen bekamen dann blaue Schleifen an den Arm, die Mädchen rosa Schleifen und gingen an ihrem Geburtstage freudestrahlend zur Schule. (breite rosa Taufseide).
Im Dorf ein Kramer.
Anfangs Kienspan, später Öllicht; abends kamen oft die Nachbarn zum Reden; Stoffe wurden selbst gesponnen und gefärbt;
Wenn Butter gemacht wurde - Zelebration; alle Holztonnen mit Salz gescheuert.
Geschützte Stühle auf 3 Füßen; man hat alles genommen was da war; Bier selber gekocht; Kaffee aus Gerste; beim Kleiderschrank im Hause Emil Missal rotes Ledersofa, das färbte.
Ahnentafel bis ins 15. Jh.

Opa Emil Missal wollte als Alterssitz altes Gasthaus in Leibitsch kaufen (hat gekauft).
Saal wurde abgebrochen; 14 Zimmer; dort hat der Krieg sie überrascht; Mutti war zu der Zeit auch dort; wurde ausgebombt; früher alte Ausspanne [?]; Hof gepflastert.


Emil heiratete Martha Fenske, Tochter von Karl Fenske und Emilie Sonnenberg, am 17 Apr. 1906 in Wlencz, Polen. (Martha Fenske wurde geboren am 4 Okt. 1888 in Pokrzywno, Polen und starb am 16 Dez. 1975 in Gotha, Thüringen.)




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